Margret Eicher: Die fünf Tugenden

Die Tapisserie „Die fünf Tugenden“ basiert auf einem in diversen Printmedien veröffentlichten Fotoposing der fünf Schauspielerinnen (Teri Hatcher, Felicity Huffman, Marcia Cross, Eva Longoria Parker, Dana Delany) und zeigt sie in bekannt klischeehafter Inszenierung : Modisches, betont weibliches Outfit, gekontert durch die Werkzeuge der geschäftigen Hausfrau. Dabei erinnern hier Staubwedel, Staubsauger, Backblech und Gummihandschuhe tatsächlich an die festgeschriebenen Heiligenattribute in der Geschichte der Sakralkunst.

In der Tapisserie ist der neutrale Studio-Hintergrund einem prachtvollen höfischen Ambiente gewichen, aus dem heraus zwei männliche Figuren in barocker Edelmann-Pose die Frauen flankieren. Diese sind trotz ihrer Herkunft im ursprünglichen Tapisseriemotiv den fotografischen Frauenfiguren in Plastizität und Textur angeglichen – zumal sie „neue“ Köpfe tragen, die identisch sind mit denen zweier männlicher PinUps, die sich in Kartuschen der Bordüre als Boy-Toy-Fantasien der housewifes rekeln. Gesellschaftliche Oberfläche und erotische Fantasie kommentieren sich gegenseitig.

Der Titel “Die fünf Tugenden“ ist hier wie in anderen Arbeiten im Reflex auf Titel der klassischen Malerei gewählt, die sich als weltanschauliche Kommentare verstehen und dem Bildwerk einen wesentlichen Akzent verleihen.Die willkürliche Kürzung der eigentlich sieben Tugenden auf fünf wird dabei in Kauf genommen, zumal hier die Assoziation der „Big Fife“ ins Spiel kommt, der fünf Persönlichkeitseigenschaften(Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, geringer Neurotizismus) die aktuellen verhaltenspsychologischen Erkenntnissen zufolge zu beruflichem und sozialen Erfolg verhelfen.